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Review: Kostspielige Highend CPU für Sockel 1156
Diesen Artikel gibt es auch auf englisch.
Letzte Woche haben wir den i5-750 getestet, ein gutes Angebot für den Desktop-Markt. Der i5 wird sich sicher durchsetzen, bei der i7-800er Serie darf das bewezifelt werden. Aus Gründen, die nur Intel weiß, heißt die neue schnelle CPU "870" und die langsamere "920". Intel erklärt immer wieder, daß das Nummernschema nichts mit der Leistung zu tun hat, sondern nur mit den Eigenschaften der CPU. Für "Normalsterbliche" ist das nicht nachzuvollziehen, höhere Nummer impliziert "besser" und "schneller".
Wir haben auch diesmal wieder alle Tests mit dem MSI P55-GD80 durchgeführt, das uns bis jetzt sehr gute Dienste erwiesen hat. Der einzige Unterschied zwischen der 800er und 900er Serie ist der Speicher-Controller, der nun einen Kanal weniger hat, statt drei Kanälen sind es auf der 1156er Plattform "nur" deren zwei. Dafür hat die 800er Serie höhere Turbo-Multiplikatoren.
Test-Konfiguration:
Motherboard:
MSI P55-GD80 (zur Verfügung gestellt von MSI)
Intel P55
MSI 790GX-GD70 (zur Verfügung gestellt von MSI)
AMD 790GX/SB750
MSI DKA790GX (zur Verfügung gestellt von MSI)
AMD 790GX/SB750
Gigabyte GA-EP45-UD3P (zur Verfügung gestellt von Gigabyte)
Intel P45/iCH10R
Intel DX58SO "Smackover" (zur Verfügung gestellt von Intel)
Intel X58/iCH10R
CPU:
Intel Core i5 870 (zur Verfügung gestellt von Intel)
Intel Core i5 750 (zur Verfügung gestellt von Intel)
AMD Phenom II 905e (zur Verfügung gestellt von AMD)
AMD Phenom II 810 (zur Verfügung gestellt von AMD)
AMD Phenom II 955 Black Edition (zur Verfügung gestellt von AMD)
Intel Q9450 (zur Verfügung gestellt von Intel)
Intel QX9650 (zur Verfügung gestellt von Intel)
Intel Core i7 920 (zur Verfügung gestellt von Intel)
Intel Core i7 975XE (zur Verfügung gestellt von Intel)
CPU-Cooler:
Scythe Kabuto (zur Verfügung gestellt von Scythe-Europe) für AMD und Intel E/Q
Thermalright Ultra 120 eXtreme 1366 (zur Verfügung gestellt von Thermalright) für Intel i7 9xx
Thermalright MUX-120 1156 (zur Verfügung gestellt von Thermalright) für Intel i5
Memory:
Kingston 2GB Kit PC2-9600U KHX1200D2K2/2G (zur Verfügung gestellt von Kingston)
1066MHz CL5-5-5-15 CR2T at 1.90V für AMD DDR2
Qimonda 3GB Kit PC3-8500U (zur Verfügung gestellt von Qimonda)
1066MHz CL7-7-7-20 CR1T at 1.55V für Intel i7
Kingston 3GB Kit PC3-10600U KHX1600D3K3/2GX (zur Verfügung gestellt von Kingston)
1333MHz CL7-7-7-20 CR1T at 1.50V für AMD DDR3 and Intel P55
1440MHz CL7-7-7-20 CR1T at 1.50V für Intel P55
1600MHz CL8-8-8-23 CR1T at 1.60V für AMD DDR3 FSB overclocking
1644MHz CL9-8-8-23 CR1T at 1.60V für Intel P55
1800MHz CL9-8-8-23 CR1T at 1.65V für Intel P55
Graphics Card:
MSI R4850-2D1G-OC (zur Verfügung gestellt von MSI)
Power supply:
PC Power & Cooling Silencer 500W (zur Verfügung gestellt von PC Power & Cooling)
Hard disk:
Samsung F1 1000GB (zur Verfügung gestellt von Ditech)
Case fans:
SilenX iXtrema Pro 14dB(A) (zur Verfügung gestellt von PC-Cooling.at)
Scythe DFS122512LS
Case:
Cooler Master Stacker 831 Lite (zur Verfügung gestellt von Cooler Master)
OS:
Da wir keine Fans von Vista sind, werden alle Tests derzeit noch unter Windows XP SP3 durchgeführt. Bis zum Launch bis Windows 7 werden wir das beibehalten.
Wie ihr vermutlich wißt, läuft der i7-870 mit 2.93GHz, hat vier physikalische Kerne, unterstützt Hyperthreading und hat eine TDP von 95W. Auch die i7-800er Serie hat einen integrierten PCIe 2.0 x16 Controller, der auf zwei x8 Slots geteilt werden kann. Der Turbo wurde massiv auf 3.60GHz für den ersten Kern erhöht, der zweite läuft auf 3.46GHz, während sich die letzten beiden Cores mit 3.20GHz begnügen müssen. Das ist immer noch schneller, als es der i7-950 schafft. Überraschend ist die recht niedrige VCore von 1.17500V. Wir denken, Hyperthreading ist mehr Marketing als Nutzen. Die meisten Programme profitieren davon gar nicht, einige wenige wie CineBench und andere 3D Software profitieren und bei manchen passiert sogar das Gegenteil, die Programme werden unglaublich langsam.
Der Turbo-Modus ist ein nettes Feature für alle User, die sich nicht mit übertakten beschäftigen wollen, weil es die Leistung einzelner Anwendungen vor allem dann erhöhen kann, wenn sie nicht für Multi-Threading optimiert sind. Aber wir nehmen an, daß unseren Lesern, das eher egal ist und sie das volle Potential mit übertakten auskosten wollen.
Übertakten:
Wenn man eine Core i CPU übertakten will, sollte man tunlichst den Turbo-Modus ausschalten. Hinweise vor allem der Mainboard-Hersteller, auch EIST, Speedstep und andere energie-sparende Funktionen auszuschalten, kann man als Unsinn interpretieren. Dies betrifft nur jene Extrem-Übertakter, die sich an flüssigem Stickstoff versuchen. Wir verwenden nur einen Lüft-Kühler, also mal sehen, was wir damit schaffen können..
Wie Ihr Euch von unserem i5-750 Test erinnert, konnten wir damals die Spannungserhöhung nicht erklären. Mitterweile sind wir draufgekommen, daß MSI im BIOS bei der "Load Line Calibration" die Werte vertauscht hat. Daher haben wir alle Settings immer mit Load Line Calibration "enabled" getestet, obwohl sie hätte ausgeschaltet sein sollen. Wenn Ihr Frequenzen über 4GHz erreichen wollt, solltet ihr dieses Feature immer einschalten. Manche Hersteller bezeichnen dieses Feature auch als "VDroop control".
Um 3.60GHz für alle Cores zu erreichen könnt ihr entweder mit eingeschalteter "Load Line Calibration (LLC)" die VCore auf dem default Wert belassen oder im ausgeschalteten Zustand die VCore auf 1.2750V erhöhen. Unter Last fällt die Spannung dann um rund 0.100V ab, Ergebnis ist also das gleiche. Wichtig ist, daß ihr die Spannung manuell einstellt, anderenfalls die meisten Hersteller die Spannung automatisch erhöhen, bei uns sind das 1.3500V.
Der nächste Schritt ist wie immer die 4GHz Grenze. Hier sollte man schon LLC aktivieren, ansonsten kann es passieren, daß man die Spannung über 1.4500V erhöhen muß. Wir betreiben 4GHz mit 1.3750VCore und 1.222V VTT/QPI. Natürlich wie immer, Turbo ausgeschalten.
Noch höhere Frequenzen werden nun recht schwierig. Je höher ihr gehen wollt desto besser ist es Hypertransport auszuschalten. Mit 4.2GHz konnten wir Prime 95 noch stabil betreiben, bei 4.3GHz überschritt die Kern-Temperatur 90°C, daher haben wir den Test abgebrochen. Die CPU war trotzdem stabil mit unserer Benchmark-Suite, weil kaum ein Programm über lange Zeit der CPU 100% an Leistung abfordert. Bei hohen Frequenzen mit hoher VCore erhöht sich auch der VDroop, also die Spannung sinkt mit höherer Stromaufnahme. Das ist von Intel so gewollt, hindert aber den Overclocker am Erreichen hoher Frequenzen. Daher "Load Line Calibration" einschalten, VCore auf 1.4000V und VTT/QPI auf 1.270V. Wie üblich der Hinweis, daß das nicht bei jeder CPU so funktioniert, allgemein kann man aber feststellen, daß höhere VTT/QPI Spannungen nichts bringen und im Gegenteil kontraproduktiv sind.
"Under-Voltaging":
Vor allem in West-Europa setzt es sich immer mehr durch, genau auf den Energieverbrauch zu achten. Nicht nur weil Energie wesentlich teurer ist als in Ost-Europa oder in den USA, spricht nichts dagegen weniger Energie zu verbraten aber die selbe Leistung zu erhalten. Daher haben wir das auch mit dieser CPU probiert. Der Turbo-Modus und Hyperthreading wurden deaktiviert, weil diese natürlich mehr Energie benötigen würden. Gleichzeitig mit der Senkung der VCore auf nur 1.075V senkten wir auch die VTT/QPI Spannung auf 0.965V. Das funktioniert wunderbar und wie man mit dem Prime 95 Test sieht, war es auch stabil.
Unsere Benchmarks sind selbst-erklärend. Far Cry 2 Bench läuft normal nur um das Potential zwischen Dual-Core und Quad-Core zu testen, aber wir haben ihn auch hier beibehalten. Um bessere Vergleichbarkeit zu erhalten, testen wir alles ohne Turbo Modus und auch ohne Hyperthreading. Im Unterschied zu AMD gibt es noch einen Unterschied bei der i5/i7 Serie. Es macht einen Unterschied ob C-States im BIOS ein- (CS en) oder ausgeschaltet (CS dis) sind. Je nach Anwendung sind das ein bis drei Prozent. C-States zu deaktivieren bedeutet zwar etwas mehr Leistung zu bekommen, aber der Verbrauch im Idle-Modus steigt spürbar.
3DMark 2003 läuft auf 1600x1200, 3DMark 2006 verwendet die vorgegebenen Einstellungen. Wie man sehen kann, mehr CPU-Leistung bringt recht wenig. Far Cry 2 zu benchen ist relativ sinnfrei, weil die Resultate sehr streuen, daher kann man sich auf diese Resultate noch weniger verlassen, als bei anderen Programmen. Trotzallem liegen die Resultate alle sehr nah beisammen, in diesem Spiel hat AMD etwas Rückstand.
Wie üblich haben wir auch den Energieverbrauch gemessen. Es kostet zwar Zeit den Unterschied zwischen C-States aktiviert (CS en) und C-States deaktiviert (CS dis) zu benchen und zu messen, aber wir denken, diese Information ist hilfreich. Wenn C-State deaktivert wird, hindert das die CPU daran sich in den "Tiefschlaf" zu versetzen, wenn man die Standardspannung der CPU senkt, ist der Verlust verkraftbar. Da der i7-850 höher getaktet, aber mit einer niedrigeren Spannung läuft, ist er effizienter als die Q9 Serie.
Bevor wir ein Fazit ziehen können, schauen wir uns die gesammelten Ergebnisse an. Dafür legen wir fest, daß die Leistung des i5 750 mit deaktiverten C-States 100% entspricht. Wie man sieht, ist der i7-870 schneller als der i7-920 und mit aktiviertem Turbo schlägt er mit sicherheit auch den i7-950. Auch das zwei-Kanal Speicherinterface bringt keine messbaren Nachteile.
Wir haben immer wieder erklärt, daß Hyperthreading in den meisten Fällen nichts bringt. Um dies auch nachzuweisen, haben wir unseren x264 Test mit Hyperthreading durchlaufen lassen. x264 unterstützt auch acht Threads (8T). Wie man sieht, profitiert nur ein einziger Durchlauf wirklich von acht Threads, während alle anderen Durchläufe kaum schneller weden, die meisten aber viel langsamer sind.
Um unseren Leser einen noch besseren Überblick zu verschaffen, vergleichen wir die Systemkosten und die Leistung, die man für sein Geld bekommt. Dazu nutzen wir die Preise der CPUs, der verwendeten Mainboards und der verwendeten Grafikkarte, sowie die kostengünstigsten Speicher für jedes System. Natürlich ist das MSI P55-GD80 ein hochpreisiges Board und mit den kommenden günstigeren Varianten läßt sich sicher ein wenig sparen. Aber für einen groben Überblick sollte es reichen. Als Speicher wählten wir 4GB Kits für i5 und AMD mit PC3-12800 CL8-8-8-24 (DDR3-1600), für DDR2 ein 4GB Kit mit PC2-8500 CL5-5-5-18 (DDR2-1066). Einzig die i7 900 Serie muß sich mit einem 3GB Triple-Kit begnügen. Mittlerweile sind die "low-voltage" Kits billiger als die normalen Kits, die anscheinend schnell aus dem Markt verschwinden werden, dafür haben die Preise für DDR2 etwas angezogen. Der i5-750 ist in dieser Woche alleine 10€ billiger geworden. Den Q9450 gibt es nur noch zu horrenden Preisen zu kaufen, daher haben wir das nächstbeste Modell genommen, das sich in der Preisklasse des i5 750 bewegt. Wie man sieht hat AMD mit einem Phenom II 955 Black Edition in Verbindung mit einer DDR2 Platform das beste Preis-/Leistungsverhältnis, der i5-750 ist im Vergleich bei den übertakteten Systeme nicht weit zurück.
Fazit:
Intel denkt, wir brauchen den i7-870. Da der i7-950 ungefähr gleich viel kostet, kann man sich nun überlegen, ob man mit einem Zwei-Kanal Speicherinterface auskommt, oder unbedingt drei Kanäle braucht, die nur einen minimalen Nutzen haben. Durch den höheren Turbo-Modus ist die CPU dem i7-950 nicht nur ebenbürtig.
Der i7-870 kostet derzeit €459,- das ist nur minimal teurer als der i7-950, der derzeit um €454,- zu haben ist. In wenigen Wochen wird der Preis des i7-870 aber sicher noch stärker fallen.
Jeder, der Programme verwendet, die durch Hyperthreading nicht behindert werden, kann sich für diese CPU entscheiden. Für normale User oder Spieler sehen wir keinen Grund auf diese CPU zurückzugreifen. Der i7-870 kostet fast das dreifache wie eine i5-750. Mageren 4% mehr an Leistung (ohne Turbo-Modus) stehen 278% Mehrkosten gegenüber. Wir denken, Intel ruiniert sich damit seinen eigenen Sockel 1366er Markt. Ausgenommen, man braucht unbedingt mehr als zwei PCIe x16 Slots, gibt es keinen Grund überhaupt noch ein 1366 System zu kaufen.